Dreht die Heizung runter

03.12.19 –

Klimanotlage erfordert Konsequenzen.

Eine Notlage zu erklären, ist ein sehr ernsthaftes und radikales Mittel, dringend notwendige Veränderungen herbeizuführen. Adressaten sind der Senat selbst, das Abgeordnetenhaus, aber auch Wirtschaft, Verwaltung und wir alle als Bürgerinnen und Bürger Berlins.
Die Koalition hat sich 2016 viel vorgenommen. Mehr Öffentliche Verkehrsmittel, Gebäude mit wenig Energieverbrauch, Strom aus der Sonne. Die Notlagenerklärung zwingt uns, eine Zwischenbilanz zu ziehen und unsere Anstrengungen deutlich zu verstärken. Dazu einige Beispiele:

 

Nahverkehr

Der Neubau von Straßenbahnen dauert viel zu lange. Dass die Koalition in 5 Jahren fast keine neuen Strecken fertig bekommt, ist tragisch. Unter Notstandsbedingungen müsste insbesondere die Planfeststellung radikal beschleunigt werden. Den U-Bahn-Bohrer Bärlinde hat die Vorgängerkoalition Anfang 2016 aus Berlin abreisen lassen. Warum hat das Ding nicht gleich vom Alex nach Weissensee oder Blankenburg weiter gebohrt?

Gebäude

Neue Gebäude in Berlin erfüllen die Vorgaben der EnEV. Klimaneutral ist das nicht. Senat, Wohnungwirtschaft und Bauindustrie müssen deutlich mehr machen. Die Mehrkosten können u. a. durch Flächenoptimierung und kleinere Grundrisse begrenzt werden. Eine echte CO2-Senke ist der Holzbau. Jedes Holzhaus ist ein CO2-Speicher. Beton dagegen setzt in der Herstellung riesige Mengen frei. Das Holzbaucluster Berlin-Brandenburg muss dringend aus dem Embryonalzustand heraus kommen.

Strom aus der Sonne

Die Debatte über die PV-Anlagen auf Schuldächern hat gezeigt, wie rückständig der Senat zum Teil arbeitet. Gerade von der Bildungsverwaltung, die doch eine Zukunftsinstitution sein müsste, ein verheerendes Signal. Das muss anders werden. Solar für alle Gebäude heisst die Losung. Beim Neubau, im Bestand und sogar bei Denkmalen. Dass auf dem riesigen Süddach der Marienkirche keine PV ist, muss sich bei Klimanotstand schnellstens ändern. Martin Luther würde heute neben sein Apfelbäumchen eine Solaranlage stellen.

Was müssten die Berlinerinnen und Berliner tun?

Notstand heisst auch, wir drehen alle die Heizung runter. Wir fliegen weniger und fahren in der Stadt mehr Fahrrad. Wir essen weniger Fleisch und trinken Wasser aus Berlin. Und zuletzt: Der Berliner Verwaltung und der Wirtschaft mangelt es an Personal und ein wenig an Fantasie. Im Notstand sind alle jungen Menschen gefordert, diesen Mangel abzustellen. Wer Klimaschutz will, wird Straßenbahnplanerin, geht als Verwaltungsmensch in ein Bezirksamt, um Radwege anzuordnen oder wird Zimmermann und baut Schulen aus Holz.

Berlin braucht Menschen die anpacken wollen.

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