"Mischen wir uns ein - in die Stadtentwicklung Pankows!"

 veranstaltung 

Am Freitag, den 1. März trafen sich etwa 70 an Bau und  Stadtentwicklung interessierte Bürgerinnen und Bürger im Betsaal des Jüdischen Waisenhauses in Alt-Pankow.

Mit der fachlichen Unterstützung aus Politik und Wissenschaft stellte man sich die Frage, ob eine städtische Entwicklung auch ohne Verdrängung der ansässigen Bewohner möglich ist. Gerade Pankow wird in den kommenden Jahren einen noch stärkeren Zuzug von Neubürgern verkraften müssen. Ist da nicht im Vorfeld eine richtige Planung und Steuerung des Prozesses initiiert, könnten sich die Fehler der Vergangenheit einfach wiederholen?

Hier ist es wichtig, ein Leitbild zur städtischen Entwicklung des Bezirkes zu entwickeln, so ein Ergebnis des Workshops, der sich in vier Arbeitsgruppen dem Thema näherte. Dies kann und soll mit einer möglichst großen Bürgerbeteiligung geschehen, so Andreas Otto und Nilson Kirchner von Bündnis 90/Die Grünen. Sicherlich wird dies nicht der letzte Termin dieser Art in Pankow gewesen sein.

Folgendes Resümee zur Pankower Stadtentwicklung zogen die Expertinnen und Experten auf dem Podium:

Antje Kapek : Es gibt eine Aufbruchstimmung, die Stadt wächst bis 2020 um 250.000 Menschen, die Kaufkraft jedoch wächst nicht mit. Der Senat weiß mittlerweile auch, dass bezahlbare Wohnungen nötig sind, hat aber keinen Plan, es fehlen die Leitbilder.

Jens-Holger Kirchner : Wenn das Bevölkerungswachstum so bleibt, wohnen 2030 in Pankow 510.000 Einwohner. Derzeit gehen Bauanträge ungesteuert beim Amt ein. Die Frage ist: Was sind unsere Stärken? Die schon vorhandene Attraktivität Pankows wird noch steigen, wenn es keine Einflugschneise nach Tegel mehr gibt. Das einzige was fehlt, ist ein nennenswertes Gewässer.

Andreas Otto: Es kommt darauf an grün und sozial zu verbinden. Nachhaltigkeit und energetisches Sanieren muss Schwerpunkt sein, Verdichtung geht vor Flächenverbrauch. Es darf nicht nur an Neubau gedacht werden, sondern auch an die 1,9 Millionen Wohnungen im Bestand. Wohnungstausch muss erleichtert werden und Zweckentfremdung verhindert. Neubauten sollten sich an der PassivHaus-Bauweise orientieren. Kleingärten sollen nicht zerstört werden. Für Menschen mit geringem Einkommen werden in Berlin 400.000 Wohnungen  benötigt.

Stefan Gelbhaar: Es soll möglichst wenig neuer Verkehr erzeugt werden. Bei der Nachverdichtung ist zu berücksichtigen, dass Grün erhalten bleibt. Verdichtung sollte entlang der bestehenden ÖPNV- Strukturen erfolgen, der Fahrradverkehr weiter gefördert werden.

Mathias Heyden (Technische Universität & Stadt Neudenken): Der Landesebene muss den ungeordneten Flächenverkauf beenden, Die Stadt braucht eine größere öffentlichen Beteiligung. Baugruppen machen gute Arbeit, lösen aber die Probleme nicht wirklich, Es gibt gute Beispiele von funktionierenden Hausgemeinschaften in Hochhäusern in der Gropiusstadt, die auch wissenschaftlich begleitet werden.

Cordelia Polinna (TU & Think Berl!n): Der Norden hat Potential, Es sollte an kompakte Lösungen gedacht werden. Nötig ist ein Plan auf der Bezirksebene. London ist ein gutes  Beispiel. Der öffentliche Nahverkehr sollte vor einer Verdichtung ertüchtigt werden. Wichtig ist, nicht nur zu reagieren sondern zu agieren.

Prof. Barz-Malfatti (Bauhaus Uni Weimar): Pankow hat gute Bedingungen, lasst uns vor allem Konversionsflächen umnutzen und nutzen. Das Auto ist für junge Menschen längst nicht mehr ein Statussymbol. Welche Orte sind sinnvoll für Entwicklung, welches Milieu schafft Stadtplanung? Die Formel lautet: Kompakt-Urban-Grün.

Martin Reents (Stadtplaner): Stadtplanung muss differenziert sein, sie ist Schicksal und Chance zugleich. Stadtplanung bedeutet Vorausschau. Eine selbstbewusste Verwaltung muss sich fragen, welche Investoren sie will.

Hans-Uve Schwedler, (EU Akademie, Metropolis) Die  Bevölkerung muss mit ins Boot, die Verwaltung kann Stadtentwicklung nicht allein machen. Verdichtung hat auch ihre Grenzen. Städte müssen stärker das  Klima berücksichtigen. Siedlungen im Speckgürtel sind problematisch.

von Arndt Meier, Pankow-Wilhelmsruh


Fachliche Expertise und bürgerschaftliches Engagement, meist in einer Person, brachten u.a. in die Diskussion ein: Prof. Cordelia Polinna (TU Berlin, Think Berl!n), Prof. Hilde Barz-Malfatti (Bauhaus-Universität Weimar), Herr Martin Reents (Regionalgruppensprecher der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung), Herr Hans-Uve Schwedler (Europäische Akademie Berlin e.V.) und Herr Mathias Heyden (TU Berlin).

Von Bündnis 90/Die Grünen diskutierten mit uns: Andreas Otto (Direktkandidat für Pankow, Bau- und Wohnungspolitischer Sprecher im Abgeordnetenhaus), Antje Kapek (Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus), Jens-Holger Kirchner (Stadtrat für Stadtentwicklung und Grünflächen, Pankow), Stefan Gelbhaar(stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Sprecher für Verkehrs-, Medien- und Netzpolitik)

Ansprechpartner*in bei Rückfragen: Dr. Cordelia Koch (Kreisvorsitzende), 0160 - 5258141; Jan-Peter Wettlaufer (Beisitzer im Vorstand)

Eine Veranstaltung des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung. Diese Veranstaltung wurde realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.


Bilder von der Veranstaltung:

Voller Saal im Ehemaligen Jüdischen Waisenhaus
Voller Saal im Ehemaligen Jüdischen Waisenhaus

Podium Gäste
Die Gäste auf dem Podium und im Publikum

 
Arbeitsgruppen zum Thälmann-Park und zum Rangierbahnhof Pankow

Fotos: Dennis Probst

zurück

#otto_direkt