Die Perle Buch entwickeln – wollen doch alle dasselbe?

 veranstaltung 

Im Stil und in der Größe eines Bündnisgrünen Kneipengesprächs diskutierten Andreas Otto und Anja Schillhaneck am 11.6.2013 im Gläsernen Labor (Buch) mit Ralf Streckwall (MDC) und Dr. Scheller (Geschäftsführer der BBB Management GmbH Campus Berlin-Buch). Die lockere aber gleichzeitig intensive Gesprächsatmosphäre lud auch die anwesenden Wissenschaftler, Bürger und Interessenvertreter des Bucher Einzelhandels dazu ein, ihre Sorgen und Einschätzungen einzubringen. Dabei kamen die weit gespannten und dabei auch noch miteinander verknüpften Bucher Themenfelder alle zur Sprache!

Klar ist, dass der Forschungscampus mit seiner exzellenten Wissenschaft auf internationalem TOP-Niveau zur Entwicklung Buchs weiterhin einiges beitragen kann. Wir sprachen deswegen über die Bedürfnisse der Wissenschaftler*innen, ihre fehlenden Karriereoptionen und ihre finanzielle Unsicherheit durch die verbreitete Projektfinanzierung. Auch das Thema der Tierversuche wurde nicht ausgespart. Hier wünschen sich die Wissenschaftler*innen eine differenzierte Betrachtung, die den Druck auf andere Methoden beibehält, dabei aber auch die bestehenden Bemühungen und die Notwendigkeiten anerkennt.

In Buch wird Grundlagenforschung im Bereich der sogenannten Lebenswissenschaften (Biomedizin auf pharmakologischer Ebene und Pharmakologie) betrieben, die nicht „nur“ der Wissenssteigerung dient. Ziel und größtes Pfund des Campus gegenüber anderen Forschungsstandorten ist es, die Herz- und Kreislauf-, Stoffwechselerkrankungen, Krebs und Funktionsstörungen des Nervensystems auch im Rahmen der klinischen Forschung anwendungsorientiert zu betreiben. In der Mensa oder bei spontanen Begegnungen auf dem Campus vernetzen sich die internationalen Wissenschaftler mit den Medizinern sowie mit den Mitarbeitern der auf dem Gelände ansässigen 51 Unternehmen. Bestehende Ausgründungen aus der Forschung wollen wachsen, neue Firmen sollen laut Campus-Management angesiedelt werden, um durch moderates Wachstum ein attraktives Umfeld und eine gesunde Größe zu erreichen. Diese Mischung à la MIT ist fruchtbar und sie ist nebenbei auch geeignet Arbeitsplätze zu schaffen.

Doch ist Buch von der Politik wirklich als Gewerbestandort gewollt? Dann sind Erweiterungsflächen erforderlich und eine Verbesserung der verkehrlichen Anbindung. In der Diskussion wurde gestern offenbar, dass aus Sicht der Wissenschaftler eindeutig ein Regionalbahnhof und gute Radwege die Maßnahme der Wahl wären. Wenngleich die Wirtschaft wegen ihres Transportverkehrs eine Autobahnanbindung bevorzugen mag, so hatte die Diskussion doch keine Härte. Es erstaunte vor allem, wie leicht viele andere Maßnahmen konsensual vorangetrieben werden könnten. Sie reichen von einer neuen Beschilderung der Straßen (womit Campus Management bereits begonnen hat), von einer dezentralen Anordnung der Gewerbeflächen (etwa in brachliegenden Flächen an der Hobrechtsfelder Chaussee), bis zu dem dringend erforderlichen Ausbau der Elektrokapazitäten oder der Erneuerung von Abwasser und Trinkwasser auf dem Campus (was im Gegensatz zu Adlershof allerdings nicht originäre Sache der öffentlichen Hand ist). Investitionen in Bildung, Kitas, Kultur im Rahmen einer integrierten Stadtentwicklung könnte Buch als einen attraktiven, weil familienfreundlichen und naturnahen Ort der kurzen Wege (Wohnen und Arbeiten an einem Fleck) ins rechte Licht setzen. All diese möglichen Verbesserungen der Attraktivität Buchs waren Konsens.

Also: Alle wollen doch dasselbe? Sagen wir besser: Es bestehen gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Dialog zur Entwicklung unserer Perle Buch.

Cordelia Koch (Kreisvorsitzende)

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