Ist nachhaltiger Baustoff die Zukunft der Stadtentwicklung? Grünen-Politiker fordert Holzbau-Quote

24.03.23 – von Lisa Kossack –

 

von Lisa Kossack
19.03.2023

Der Bau von Holzhäusern in Berlin geht immer noch schleppend voran. Dabei spricht der Koalitionsvertrag von SPD, Bündnisgrünen und Linken eine andere Sprache: „Neue Gebäude (auch bei den landeseigenen Betrieben) sollen möglichst aus nachwachsenden und kreislaufgerechten Baustoffen errichtet werden und damit CO2 einlagern.“ In der laufenden Legislaturperiode seit Herbst 2021 haben das Land Berlin und die Landesbetriebe insgesamt 22 Gebäude in Holzbauweise fertiggestellt. Zudem entstanden mehr als 85 Wohnungen durch Dachaufstockungen aus dem nachwachsenden Rohstoff. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto hervor. In Anbetracht des dramatischen Klimawandels, ist das noch immer bescheiden.

 

Vorbild Norwegen

Holzhäuser als Zukunftsmodell in der Stadtentwicklung. Norwegen geht mit dem 85 Meter hohen Holzhochhaus Mjøstårnet mit 18 Stockwerken, in denen sich Büroräume, Hotelzimmer und Wohnungen befinden mit großem Beispiel voran. Berlin mit seinem neuen Turm Woho, das Deutschlands größtes Wohnhaus aus Holz werden soll, baut ebenfalls in die Höhe. Gerade in Großstädten ist die vertikale Bauweise aufgrund des Platzmangels und der Wohnungsnot eigentlich vielversprechend, doch was bremst diese zukunftsversprechende Alternative?

Kritiker argumentieren immer wieder mit Brandgefahr und Stabilität, dabei ist Holz geschichtlich gesehen das tragfähigste Material und es hat noch weitere Vorteile.

 

Die Vorteile des Holzbau

Der Rohstoff ist ein traditionsreicher und geschichtlich bewährter Co2-Speicher.

Schließlich ist das Potenzial durchaus beachtlich: Der Gebäudesektor ist laut Studien für rund 40 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig verschlingt die weltweite Betonproduktion gewaltige Mengen an Sand und Kies und die Stahlproduktion Unmengen an Eisen.

Holz verspricht für viele, die nachhaltigere Alternative zu Beton und Stahl, weil es nicht nur nachwächst, sondern auch CO2 speichert. Verbaut in Gebäuden soll der Baustoff Co2 noch viele Jahrzehnte länger speichern und dabei helfen, die globalen Emissionen zu reduzieren, so die Befürworter. Holzhäuser könnten rund 25 Prozent weniger Emissionen verursachen als vergleichbare Betonhäuser.

Es gibt aber noch weitere Argumente, zum Beispiel ist Holz auch ein Rohstoff für das Herz, denn Holz riecht nicht nur gut und trägt somit zum Wohlbefinden des Menschen bei, es schafft auch ein gutes Raumklima und hält warm. Entscheidende Gründe für den Holzbau. Gerade in Bezug auf die Nachhaltigkeit ist Holz als Baumaterial unschlagbar. Das Material hält lange, kann mehrfach wiederverwendet werden und ist somit eine klimafreundliche Alternative.

 

Regulatorische Hürden

Im Berliner Abfallwirtschaftskonzept bis 2030 wird betont auf die Maßnahmen zur Vermeidung und Verwertung von Bauabfällen, wie z. B. durch den verstärkten Einsatz von Recycling (RC)-Baustoffen und die Wiederverwendung von gebrauchstüchtigen Bauelementen und Bauteilen hingewiesen.

Im Unterschied zu anderen Städten gibt es in Berlin bisher keine Zuschüsse für den Holzbau, auch die groß angekündigte Holzbauinitiative der Bundesregierung ist noch nicht gestartet. Die Frage ist jedoch, worauf warten wir?

Die Holzbranche muss zumindest bei höheren Gebäuden noch einige regulatorische Hürden überwinden, um Holz bei höheren Gebäuden etablieren zu können. Gesetzlich sind in vielen Ländern Holzgebäude nach wie vor auf einige Stockwerke begrenzt. Lediglich Norwegen, die Schweiz und Österreich als traditionelle Holzbauländer sind bei der Höhenbegrenzung offener. Bisher wurden hauptsächlich einzelne Projekte, etwa Schulgebäude, in Berlin aus Holz errichtet und Dächer ausgebaut. Otto fordert nun feste Vorgaben: „Nach den anfänglichen Modellprojekten muss Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen zum Standard werden.“

 

Konstruktionstechniken

Kritiker sehen die Stabilität und Brandgefahr der Holz-Hybrid-Bauweise, doch geht die Baubranche hier bereits sehr zukunftsorientiert voran: anhand einer besonderen Konstruktionstechnologie, die beispielsweise auf Brettsperrholz setzt, werden die Holzplatten jeweils flach im 90-Grad-Winkel verleimt und anschließend unter hohem Druck verbunden.

Das Verhältnis von Eigengewicht zu Festigkeit von Holz ist wesentlich günstiger als das von Baustoffen wie Beton oder Stahl. Holzbauten sind dadurch leichter als mineralische Gebäude. Weil sich Holz gut bearbeiten, vorfertigen und transportieren lässt, ist es prädestiniert für weit spannende Tragwerke, für Aufstockungen, Sanierungen oder Grundstücke mit schwierigen Gründungsverhältnissen

Für Skelettkonstruktionen werden Stützen verwendet, wenn sie als systematische Teile des Tragwerks eingesetzt sind, als auch in Kombination mit flächig lastabtragenden Bauteilen, wenn punktuell Öffnungen oder Raumzusammenhänge hergestellt werden sollen. Es sind Stützen aus Konstruktionsvollholz ebenso üblich wie aus Brettschichtholz.

Ottos Forderungen „Die Hälfte aller Verwaltungs- und Schulbauten solle aus Holz errichtet werden. Im landeseigenen Wohnungsbau solle die Quote bei 30 Prozent liegen“ klingen also durchaus realistisch.

Berlin bekommt nach der Wahl eine neue Koalition aus CDU und SPD. Auch diese Parteien müssen sich für mehr Klimaschutz engagieren, selbst wenn es vielleicht nicht ihr wichtigstes Thema ist. Hoffen wir mal, dass der Holzbau bei den Bauvorhaben des neuen Senats weiter geht und nicht etwa in der Versenkung verschwindet.

 

 

 

 

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Holzbau

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